Kaum ein Gebiet der Fotografie erscheint so vielfältig und abwechslungsreich wie die Modefotografie, die schon lange viel mehr ist als nur die reine Abbildung von Kleidung. Die Fashion-Fotografie hat sich mittlerweile als eigenständige Kunstform etabliert, in der oft weniger die Modelle im Mittelpunkt stehen, als vielmehr die Mode oder die Accessoires.
Eigentlich ist nur eines sicher in der Fashion-Fotografie: Es geht um die Kleidung als Motiv. Und auch das ist nicht in allen Teilgebieten dieses riesigen Genres der Fall, manchmal soll auch vorrangig ein bestimmtes Lebensgefühl vermittelt werden oder die Accessoires rücken in den Mittelpunkt. In der Modefotografie gibt es ein wahrhaft babylonisches Wirrwarr an Begriffen, die alle nicht exakt voneinander abzugrenzen sind. Denn bei der Bedeutung von Fashion, Fashionporträt, High Fashion, Haute Couture, Editorial, Lifestyle, Beauty, Laufsteg- oder Katalogbilder, Wäsche, Commercial oder People kommt es immer auch darauf an, wer den Begriff gerade verwendet. Kurz: Die Fashion-Fotografie ist sehr weit gefächert und nicht eindeutig zu definieren.
Die Hauptaufgabe von Fashionbildern ist die Erregung von Aufmerksamkeit, was am einfachsten dadurch erzielt wird, dass die Sehgewohnheiten des Betrachters gezielt irritiert werden, ihm etwas Neues zeigen oder ein bestimmtes Gefühl bei ihm erzeugen. Die Emotionen müssen dabei nicht einmal unbedingt positiv sein – Hauptsache, sie überraschen. Allerdings müssen sowohl die Bildidee als auch die Gestaltung des Fotos ein hohes Maß an Kreativität und Ästhetik aufweisen, um noch als künstlerisch-gekonntes Fashionfoto angesehen zu werden und nicht wie ein ungeplanter Fehler zu wirken.
Was das Posing anbetrifft, ist in der Fashion-Fotografie vor allem die ungewöhnliche, absurde und unbequem aussehende Körpersprache zu finden. Auch wenn es wichtig ist, dass die Körperhaltung die Kleidung gut aussehen lässt und weder verrutscht noch Falten wirft, sind Posen, die in jedem anderen Genre übertrieben und unnatürlich aussehen hier gang und gäbe. Denn in den meist sehr auffälligen Bildinszenierungen und starken Bearbeitungen braucht es eine starke Körpersprache, um den Blick auf die Person, deren Körper und damit auf die Kleidung zu lenken. Aus dem gleichen Grund sollten die Modelle nicht immer direkt in die Kamera sehen und das Make-up ruhig sehr stark ausfallen, damit die Gesichtszüge des Modells möglichst übertönt und stereo type Charakteristika betont werden: Die Individualität des Menschen soll hinter dem Hauptmotiv Kleidung zurücktreten.
Nachfolgend einige Arbeiten mit den Modellen Karina Rep und Deborah Frey, die kürzlich als Teil eines freien Projektes entstanden sind.
Modelle: Karina Rep, Deborah Frey